Ältester noch lebender Altschüler wird 100
14.03.2013
Der älteste noch lebende Altschüler feiert heute, am 18. März, seinen 100. Geburtstag. Reinhard Hardegen lebte von 1925 bis 1927 in der Knabenanstalt und erinnert sich noch immer gern daran: „Die Zeit in Königsfeld war sehr bedeutsam“, sagt der gebürtige Bremer. „Ich habe damals die gesamte Bibel von vorne bis hinten durchgelesen, das Alte Testament ist ja ein regelrechter Kriminalroman.“ In Königsfeld besuchte er die Bibelstunde bei Br. Winter und ging auch ein dreiviertel Jahr in den Konfirmandenunterricht.Dieser dauerte in Bremen zwei Jahre und als er nach den Osterferien 1927 wieder in die Hansestadt kam, musste ihn der Pfarrer erst einmal prüfen. „Der war erstaunt, was ich alles wusste.“
In die Kirche war Hardegen gerne gegangen. „Da konnte ich immer mit den Mädchen schnacken“, erinnert er sich. Auch beim Schlittschuhlaufen auf dem Donisweiher nutzte er die Gelegenheit, mit den „Deerns“ in Gespräch zu kommen. Seine Methode: „Man musste sie nur anrempeln, schon hatte man einen Grund, sie anzusprechen.“
Nicht nur für seine Konfirmation wurde er nach seiner Rückkehr nach Bremen geprüft, auch für das Gymnasium war eine Aufnahmeprüfung nötig. Jedoch hatte er sich auf den Unterrichtsstoff der Obertertia vorbereitet. „Den gesamten ‚Bellum Gallicum’ hatte ich durchgearbeitet, aber dann haben sie mich auf das Wissen der Untertertia geprüft.“ Er fiel durch und war „sehr sauer“. Trotzdem habe es ihm das Leben gerettet, denn nach der Schule ging er zur Marine. Wäre er einen Jahrgang früher mit der Schule fertig geworden, wäre er mit dem Segelschulschiff „Niobe“ untergegangen. „Im Nachhinein hat vieles einen Sinn“, meint Hardegen.
Er versenkte als U-Boot-Kommandant Schiffe und wurde dafür hoch dekoriert. Er trägt die Kriegsauszeichnungen noch heute, sagt aber darüber im vergangenen Sommer einem Bild-Redakteur: „Das Eichenlaub hat mir dieser Herr Hitler 1942 persönlich an die Uniformjacke gesteckt. Da dachte ich noch, dass er feiner Kerl ist. Das war ja dann wohl ein großer Irrtum.“
Nach Kriegsende trat er der CDU bei, war 20 Jahre lang Mitglied der Bremer Bürgerschaft und handelte mit Schiffsfarben – zunächst als Vertreter, später gründete er sein eigenes Unternehmen. Hardegen lebt noch heute in seinem eigenen Haus, lediglich eine Raumpflegerin hilft ihm im Haushalt und macht „verschiede Sachen, die ich für überflüssig halte.“ Immer noch steuert er selbst seinen 29 Jahre alten Mercedes mit Automatik-Getriebe. „Sonst komme ich ja nicht ins Konzerthaus.“
Wir gratulieren ihm zum Geburtstag.
Foto: Sandra Beckefeldt