Angehende Erzieher überwinden kulturelle Grenzen
11.10.2016
Zwei phantastische Tage voller neuer Begegnungen und Erfahrungen konnten die angehenden Erzieher und Jugend- und Heimerzieher der Fachschulen für Sozialwesen und Sozialpädagogik der Zinzendorfschulen erleben. Ihre Projekttage standen unter dem Motto „Unterwegs – kulturelle Grenzen überwinden“.Zum Auftakt inszenierte das Theaterprojekt „Hoffnung“, bei dem junge Syrer unter der Regie von Br. Knieß und Johanna Zelano die Erlebnisse ihrer Flucht vor dem Krieg und in ihre ersten Erfahrungen im Schwarzwald thematisieren, noch einmal sein Stück. Anschließend verteilten sich die Zinzendorfschüler auf zehn Arbeitsgruppen mit sehr unterschiedlichen Ansätzen und Inhalten. „Mit diesen Projekttagen wollen wir unsere Auszubildenden auf die aktuelle politische Situation vorbereiten“, sagte die Leiterin der Fachschulen, Sr. Schoo-Schemmann und dankte dem Verein der Freunde und Förderer, der das finanziell ermöglicht hat.
Konkrete Handlungsmuster für die Praxis wurden in verschiedenen der Workshops erarbeitet. Die Gruppe um Schulpfarrer Br. Fischer erarbeitete die Basis christlicher Gastfreundschaft und lud im Anschluss eine Gruppe jesidischer Frauen, die aus IS-Gefangenschaft fliehen konnten, in ihren Kreis. „Wie unterscheidet sich das Leben hier von dem in Ihrer Heimat?“, wollten die angehenden Erzieher von ihnen wissen. Die Antwort war knapp und beinhaltete doch so viel: „Es gibt hier keinen Krieg!“
Schreckliche Erlebnisse sitzen auch bei den Jüngsten ganz tief. „Was brauche ich, um in der Fremde glücklich zu werden?“ überlegten sich daher die Teilnehmerinnen einer Gruppe, in der es hieß: „Willkommen in der Kita!“
Eine Arbeitsgruppe übte unter Anleitung von Referenten der Landeszentrale für politische Bildung Zivilcourage gegen Stammtischparolen, in einer Schreibwerkstatt probierten die Teilnehmer ganz praktisch, wie sie eine Mauer aus Vorurteilen einreißen können. Jugend- und Heimerzieher im Anerkennungsjahr tauschten sich mit Fachkräften der Jugendhilfe und Mitarbeitern des Jugendmigrationsdienstes aus und eine andere Gruppe setzte sich mit dem Einfluss des Islam auf jugendliche Muslime auseinander.
In den kreativen Gruppen entwickelte sich teils eine schöne Eigendynamik. Ursprünglich hatte Sr. Grässlin unter dem Titel „Musik als Brücke zum Miteinander“ geplant, sich spielerisch der deutschen Sprache zu nähern. Im Laufe des Workshops sind jedoch zwei Performances entstanden, in denen vorwiegend Körpersprache zum Einsatz kam. Im Kunstunterricht erschufen die Teilnehmer Utopien von Ländern, in denen jeder glücklich wird oder modellierten einen Brotbaum, der die ganze Welt satt macht.
Gemeinsam mit Flüchtlingen studierte eine weitere Arbeitsgruppe Lieder in verschiedenen Sprachen ein und überraschte beim gemeinsamen Abschluss der Projekttage ihre Mitschüler mit einem arabischen Festlied zur Begrüßung. Bei dieser Abschlussrunde durften sich auch alle an einem tollen internationalen Büffet mit exotischen Zutaten und Gewürzen aus 1001 Nacht stärken, das unter Koordination der SMV entstanden ist und auch sehr professionell aussah. Kein Wunder, denn Schulsprecher Maximilian Tanzer, der sich zum Jugend- und Heimerzieher ausbilden lässt, ist gelernter Koch.