Berührende Lesung von Bestsellerautorin Lilly Lindner

13.11.2015

Berührende Lesung von Bestsellerautorin Lilly Lindner

Minutenlang herrschte Stille im Kirchensaal, nachdem Lilly Lindner ihre Lesung beendet hatte, viele der jungen Zuhörerinnen und Zuhörer hatten Tränen in den Augen und ließen diesen zum Teil auch freien Lauf. Mit unglaublicher Intensität hatte die Berliner Bestsellerautorin vor Schülerinnen und Schülern der beruflichen Zinzendorfgymnasien sowie angehenden Erziehern der Fachschulen eine Lesung gehalten, die eher als Performance zu bezeichnen ist.
Sie rezitierte mit leiser, eindringlicher Stimme auswendig lange Passagen ihres Romans „Bevor ich falle“ und ihrer autobiografischen Werke „Splitterfasernackt“ und „Winterwassertief“, die sie immer wieder mit pantomimischen Darstellungen zu melancholischer Independent-Musik unterbrach. Wie in ihren Büchern ging es auch in den Zwischenspielen um Gedanken und Worte, so verteilte sie gleich zu Beginn der Lesung Manuskripte, Notizen und Briefe auf dem Boden, später überreichte sie dem Publikum Karteikarten mit Gedanken und warf rote Wollknäuel durch die Bänke, die ihre „verwirrten Gedanken“, wie sie sie nennt,  symbolisierten.
Aus den ebenso berührenden wie versiert  zusammengefügten Worten ihrer Schriften sprang der Funke schon gleich zu Anfang auf ihre jungen Zuhörer über, man hätte eine fallende Stecknadel hören können, so gebannt verfolgten alle die Worte der zierlichen Autorin.
Auch der Roman der talentierten Schriftstellerin trägt starke autobiografische Züge, es geht um Selbstmord von ihr nahestehenden Menschen, um Schein und Sein, um Schönheit und um Konkurrenzdenken. „Es sind Männer, die die größten Schäden bei Frauen anrichten, aber es sind Frauen, die diese Schäden entdecken“, schreibt sie.
Obwohl sie mit Oliver Neitzel ein Schauspieler als Bühnenpartner begleitet, ist in jeder Zeile und mit jedem Wort deutlich zu spüren, dass ihr Auftritt nicht gespielt ist, sondern die Verarbeitung der bitteren Realität. In dieser wurde Lilly Lindner schon als sechsjähriges Kind von einem Nachbarn missbraucht, erkrankte mit 13 an Magersucht und wurde als 17-jährige verschleppt und mehrfach vergewaltigt.
„Ich möchte euch nicht herunterziehen“, sagte sie am Schluss ihrer Lesung, „aber ich möchte euch erzählen, was Gewalt ist.“ Um Kinder und Jugendliche zu ermutigen, ebenfalls ihre Stimme zu erheben, wenn ihnen Gewalt erfährt, hatte die Freizeitwerkstatt der beiden Lions Clubs Villingen und Schwenningen und der Weisse Ring auf Anregung des Villingers Steffen Vogt das Ausnahmetalent für eine Lesetour in die Region geholt. Der Auftritt an den Zinzendorfschulen war die letzte Station.  

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