Besuch aus Tansania
04.10.2011
Mitarbeiterin der Herrnhuter Missionshilfe im Religionsunterricht der ZinzendorfschulenSpannend und bedrückend zugleich waren die Berichte über ihre Arbeit in Tansania, mit denen Claudia Zeising und Sr. Melania Mrema-Kyando den Religionsunterricht der fünften und achten Klassen der Realschule bereicherten. Die tansanische Pfarrerin leitet die Frauenarbeit in der Südprovinz der Herrnhuter Missionshilfe, die deutsche Agrarwissenschaftlerin steht ihr beim Aufbau eines Frauen-Bildungszentrums in Rungwe, eine ehemalige Missionsstation in den Bergen im Süden des Landes, zur Seite. Das Zentrum ist ein Ort, an dem Frauen sich treffen können, um Erfahrungen auszutauschen, sich gegenseitig Mut machen, ihr Selbstbewusstsein stärken und nebenbei Produkte wie Taschen, Körbe und Matten herzustellen, die ihnen einen Nebenverdienst ermöglichen. „Pamoja tunaweza - Gemeinsam schaffen wir es“ lautet ein Motto des Zentrums.
Außerdem bauen sie Ställe für Hühner und Kaninchen, eine Lehrküche und zeigt den Frauen, wie sie auf kleinem Raum ohne viel Arbeit Gemüse anbauen können.
In Tansania sind Frauen gesellschaftlich benachteiligt, obwohl sie den größten Teil der Arbeit auf den Feldern und in den Familien leisten. „Nur fünf Prozent der Mädchen besuchen eine weiterführende Schule“, erklärte Claudia Zeising. „Die Mädchen müssen schon von klein auf im Haushalt mithelfen. Kaum dass sie laufen können, lernen sie auch schon, ein Gefäß mit Wasser auf dem Kopf zu balancieren.“ Wenn sie doch zur Schule gehen, ist das oft mit stundenlangen Fußwegen verbunden, ein Mittagessen gibt es kaum.
Zwischen den Filmen, Fotos und Berichten hatten die Schüler Gelegenheit, Fragen zu stellen. Sie wollten wissen, wie viel größer Tansania als Deutschland ist (zweieinhalb Mal), ob die Frauen jeden Tag in das Frauenzentrum kämen (nein, denn die Wege sind so weit) und ob es dort gefährliche Tiere gibt (ja, einige Schlangen).
Die Pfarrerin Melania Mrema-Kyando hatte sich vor Jahren bei ihrem inzwischen verstorbenen Mann mit dem HI-Virus angesteckt. Sie geht sehr offen mit ihrer Krankheit um und versucht, erkrankten Frauen mit Informationen zu helfen. Sie klärt sie beispielsweise über die Nebenwirkungen der Medikamente auf und worauf sie bei der Ernährung achten sollen. Ihr besonderes Augenmerk gilt auch den Kindern. „In unserer Gesellschaft gibt es viele Aids-Waisen“, sagte sie. Die Kirche unterstütze diese elternlosen Kinder darin, das Schulgeld und die Schuluniform zu finanzieren.
Aids-Medikamente seien in Tansania kostenlos, allerdings müssten sich die Menschen zunächst im Krankenhaus auf HIV testen lassen und die Medizin dort einmal im Monat abholen. Das allein sei schon ein Problem, weil für viele der Weg dorthin zu weit sei. „Oft scheitert es daran, ins Krankenhaus zu gelangen, denn eine Busfahrt können sich viele nicht leisten.“ Die fünffache Mutter hilft selbst, wo immer sie kann, mit eigenen Mitteln. Als die Zinzendorfschüler erfuhren, dass in Tansania die Krankenversicherung für eine ganze Familie im Jahr fünf Euro kostet, lösten die Schilderungen eine spontane Sammelaktion aus.
Von der langjährigen Tradition des Helfens in Rungwe berichtete die Königsfelderin Sr. Zippel. Ihr Großvater ging 1892 als einer der ersten in die Missionsstation Rungwe, ihr Vater wurde dort geboren. Deshalb war es ihr auch ein wichtiges Anliegen, dazu zu kommen, um die beiden Frauen zu treffen, aber auch den Schülern mit ihrem kleinen Bericht zu verdeutlichen, dass „die große Arbeit aus ganz kleinen Anfängen“ entstanden ist. Der Schulpfarrer Br. Fischer ermutigte die Schüler, sie doch einmal anzusprechen, wenn sie ihr im Ort begegnen.