Das Lernen lernen – spannender Vortrag für Eltern

15.11.2017

Das Lernen lernen – spannender Vortrag für Eltern


Lernt mein Kind logisch-abstrakt oder emotional, sicherheitsliebend oder eher chaotisch? Wenn sich Eltern darüber im Klaren sind, können sie ihr Kind viel besser unterstützen.  Wie das geht, erläuterte Michael Kary im Haus Katharina von Gersdorf der Zinzendorfschulen. Der Förderverein der Grundschule Königsfeld hatte den Vortrag „Lernen lernen“ des Vereins LVB Lernen e.V. organisiert.
Der Linguist und Kommunikationstrainer Kary zeigte auf äußerst unterhaltsame Weise die Fallstricke auf, die in der Kommunikation lauern. So müsse etwa der emotionale Lerntyp gelobt werden, um zur Leistung angespornt zu werden. Er schilderte eine Situation, in der ein Kind stolz seinen Eltern ein Bild präsentierte, für das es im Kunstunterricht eine Eins bekommen hatte. „Es wäre schön, wenn Du auch mal in Mathe eine Eins schreiben würdest“, meinten diese – und haben damit eher das Gegenteil bewirkt.
Der sicherheitsliebende Lerntyp liest nicht gerne Bücher, weil die Fantasiewelten von Jugendromanen immer wieder neu und unbekannt sind. „Einem solchen Kind schenken Sie am besten ein Buch mit vielen Fortsetzungen, wenn es sich erstmal auf die Romanfiguren eingelassen hat, bleibt es viel eher am Ball“, empfahl Kary.
Der logisch-abstrakte Lerntyp habe eine schnelle Auffassung, sei ehrgeizig und möge keine Gruppenarbeit – ganz im Gegensatz zum kreativ-chaotischen Typen. „Wenn der in die weiterführende Schule kommt, checkt er erstmal ab, wieviel Lernen nötig ist, um so durchzukommen. Das kann eine Weile gut gehen, aber spätestens ab der achten Klasse gibt es dann Probleme.“ Für diesen Lerntyp empfahl er, mit Spaß und Belohnung zu locken. „Stellen Sie ein Brettspiel neben den Schreibtisch und nach jeder gelösten Matheaufgabe darf er einmal würfeln.“


Natürlich gebe es diese Lerntypen kaum je in Reinform und sie vermischen sich auch mit zunehmendem Alter. Wichtig für alle sei es jedoch, strukturiert zu lernen. Das zeigte Kary seinen Eltern anhand eines Experiments. Sie hatten zwei Minuten Zeit, sich 20 Begriffe einzuprägen und sollten diese dann in der richtigen Reihenfolge nennen. Was sie nicht wussten: Die eine Gruppe hatte die Begriffe sortiert nach vier verschiedenen Arten – unter anderem Gewässer und Blumen - bekommen, auf den Zetteln der anderen Gruppe standen die gleichen Begriffe unstrukturiert. Diese hatten keine Chance, sich die Wörter einzuprägen, während es für die anderen ein Kinderspiel war.
Kary erklärte, wie wichtig es sei, das Gelernte zu wiederholen, damit es vom Kurz- in das Langzeitgedächtnis wandere. „In der Grundschule reichen fünf Minuten täglich, in der weiterführenden Schule zehn Minuten“, meinte er und warnte zugleich, diese Zeit nicht zu verlängern. „Nach dem Lernen oder wiederholen sollten die Kinder nicht sofort Fernsehen oder mit dem Computer spielen.“ Das Gehirn bräuchte eine Pause, um das Gelernte zu verarbeiten.
Zu seinen weiteren Tipp gehörte, schulfreie Zeiten und Orte einzuführen, zu denen zumindest die Eltern nicht das Thema Schule ansprechen. Wenn Kinder und Eltern völlig gegensätzliche Lerntypen seien, mache es unter Umständen gar keinen Sinn, mit Sohn oder Tochter zu lernen. „Das Kind sollte dann mit jemand anderem lernen.“ Auch seriöse digitale Lernplattformen könnten hilfreich sein.

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