Die beiden Wesen des Dr. Jeckyll

24.11.2016

Die beiden Wesen des Dr. Jeckyll

Anders als in den meisten europäischen Ländern werden in Deutschland fremdsprachige Filme im Kino und Fernsehen nicht mit Untertiteln gezeigt, sondern übersetzt. Das ist zwar für die Zuschauer bequem, aber dem Erlernen von Fremdsprachen nicht wirklich dienlich. Zum Glück gibt es das englischsprachige White Horse Theatre, das Schülern mit spannenden, kurzweiligen Stücken die englische Sprache näherbringt und ihr Gehör schult. Mit jährlich rund 400 000 Zuschauern ist es die europaweit größte Theatergruppe dieser Art. An den Zinzendorfschulen gastierte jetzt ein Ensemble des Theaters mit „Dr. Jeckyll and Mr. Hyde“. Mehrere Klassen der allgemeinen und beruflichen Zinzendorfgymnasien sowie einer Klasse der Fachschule für Sozialwesen durften eine gelungene Abwechslung im Unterricht erleben.
„Man is not truly one but truly two“ („Der Mensch besteht nicht nur aus einem Wesen, sondern aus zweien“) – davon überzeugt versucht der angesehene Londoner Wissenschaftler Henry Jeckyll  (Zachary Price), Tugend (Jessica Passant) und Laster (Hannah Elshaw) zu trennen. Mithilfe diverser bunter Tinkturen, die er in seinem Labor braut, verwandelt er sich in sein Alter Ego Edward Hyde, das ihm jedoch schon bald entgleitet. Der bucklige Hyde, nimmt sich ohne Rücksicht auf Verluste, was ihm gefällt, verbreitet in London Angst und Schrecken und begeht schließlich sogar einen Mord.
Als Erzähler und Handelnder tritt  Jekylls Freund, der Anwalt Gabriel Utterson (Frazer Jenkins) auf. Er weiß, dass etwas Seltsames vor sich geht, ahnt aber zunächst noch nichts von der grauenhaften Wahrheit – dass Jekyll und Hyde ein und dieselbe Person sind. Zum Schluss wird angedeutet, dass Gut und Böse auch um ihn eifern.
Der Schauspieler und Regisseur Peter Griffith, der vor beinahe 40 Jahren das White Horse Theatre in England gegründet hatte, machte aus der  Novelle des schottischen Schriftstellers Robert Louis Stevenson in ein fesselndes Theaterstück, das die vier jungen englischen Schauspieler mit Bravour in Szene gesetzt haben. Vor allem Zachary Price brillierte mit seinen rasanten Wechseln zwischen seinen beiden Wesen und bewies mit seiner Darstellung, dass Schauspieler nicht nur im Kopf fit sein müssen.
In der Adaption des White Horse Theater wurden die handelnden Personen aus Stevensons Vorlage  leicht verändert: Der Butler Mr. Poole wird zur Haushälterin, der befreundete Doktor Lanyon zu einer Freundin und die tugend- und lasterhaften Stimmen, die Dr. Jekyll heimsuchen, werden mit Hilfe von Handpuppen dargestellt. Der gelungene Auftritt wurde mit reichlich Applaus bedacht.

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