Die Hintergründe von Reichtum und Wohlstand

09.11.2016

Die Hintergründe von Reichtum und Wohlstand

Der Krieg im Kongo mit seinen mehr als 22 Millionen Opfern ist ein von den europäischen Medien vergessener Krieg, meint Tshamala Schweizer, der selbst in der ehemaligen belgischen Kolonie im Herzen Afrikas geboren wurde. Vor rund 400 Schülerinnen und Schülern ab der zehnten Klasse der verschiedenen Zinzendorfschulen sowie der Fachschulen warf er im Kirchensaal einen Blick auf die Rolle, das Schicksal und die Zukunft Afrikas. Der Vortrag auf Einladung des Schulpfarrers der Zinzendorfschulen, Christoph Fischer, war der vorgezogene Beitrag zum diesjährigen Buß- und Bettag.
„Was kommt uns in den Sinn, wenn wir an Afrika denken?“, stellte er die rhetorische Frage und gab gleich die Antwort: „Afrika ist die Wiege der Menschheit, es ist reich an Bodenschätzen und hat eine längere Geschichte als die anderen Kontinente.“  Trotzdem gehe es Afrika schlecht. Es gebe zwar viel Hilfe und Unterstützung, aber gleichzeitig werde auch viel genommen.
Auf einer Landkarte von der Mitte des 19. Jahrhunderts zeigte er die Aufteilung des afrikanischen Kontinents unter den europäischen Kolonialherren. „Damals gab es Kolonialismus und Sklaverei, heute herrscht wirtschaftliche Knechtschaft mit den gleichen Methoden“, sagt Schweizer. Der Kongo habe so viele Rohstoffe, er müsste eigentlich viel reicher sein als Deutschland, ist aber um ein vielfaches ärmer. Statt der Kolonialherren  seien es heute die großen Firmen, die in den ehemaligen Kolonien herrschten.
 „Coltan und Gold für den Krieg, Kinderarbeit für Wohlstand“, fasste  Schweizer den Grund für das Ungleichgewicht zwischen den Industrieländern und den Ländern südlich der Sahara zusammen. Auch den zertifizierten Minen traut er nicht. Es gebe kein faires Coltan, ohne das Handys, Smartphones und viele andere technische Geräte nicht funktionieren würden. „Kontrolliert werden sie, aber von den Rebellen.“
Tshamala Schweizers mit teils erschreckenden Fotos angereicherter Vortrag war umso authentischer, weil er genau weiß, wovon er redet. 13 Jahre alt war er gerade einmal, als er und seine Freunde vom Fußballspielen weg gekidnappt und zu Kindersoldaten ausgebildet wurden. Seine Familie wusste nicht, wo er war und seine Peiniger zwangen ihn zu Einsätzen bis im benachbarten Angola. Vor 26 Jahren konnte er nach Deutschland fliehen, ausgerechnet der Mann, der ihn töten lassen wollte, half ihm dabei. „Inzwischen sind wir Freunde.“
Diese Erfahrung spielt sicher eine Rolle in seiner Überzeugung, dass sich Menschen ändern können. Als Vorsitzender des Vereins Afrokids setzt er sich unter anderem dafür ein, ehemalige Kindersoldaten zu Friedensmanagern umzuschulen.  Kinder und Jugendliche aus sechs Nationen seien in dem Programm, außerdem finanziert der Verein Psychologen, stärkt die Situation von Frauen und sponsert auch schon mal ein, zwei Ziegen, um die wirtschaftliche Situation von Familien zu verbessern. „Es gibt keinen Frieden ohne Bildung und keine Bildung ohne Frieden“, sagt er.
Die Schülerinnen und Schüler verfolgten gebannt die Schilderungen Schweizers und wollen mit ihrer diesjährigen Weihnachtskollekte den Verein Afrokids unterstützen.

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