Ein-Mann-Theater bringt Schülern Büchner näher

03.12.2015

Ein-Mann-Theater bringt Schülern Büchner näher

Der Dichter, Menschenrechtler und Revolutionär Georg Büchner ist heute so aktuell wie vor 200 Jahren. Das haben in dieser Woche war wieder zwei Klassen erleben können, als das Theater mobile Spiele aus Karlsruhe den Schülerinnen und Schülern seine Werke im Haus Katharina von Gersdorf näher brachte. Die Bühne des Einpersonenstücks „büchner. die welt. ein riss.“, das der Schauspieler Georgios Tzitzikos unter der Regie von Thorsten Kreilos mit unglaublicher Intensität inszenierte, war inmitten der Schüler aufgebaut.
Das spärliche Bühnenbild aus Holz, Jute und Plastik baute er im Laufe der 60-minütigen Vorstellung nach und nach nebenbei ab und hinterließ damit das Nichts, das sich Büchner als Ruhepol immer wieder herbeigesehnt hatte. Die Plastikplanen, die zuvor mal als Paravent dienten, mal als Symbol für Blut oder die Roben der Reichen, wurde später zu den zeitgenössischen „Müllbergen, auf denen die Knochen des Hungers liegen“, wie es im Programmheft heißt.
Die Theatermacher haben Passagen aus den Werken und Briefen des hessischen Schriftstellers zu einer Collage verwoben, welche die Zerrissenheit Büchners, seiner Gesellschaft, seiner Werke und seiner Topographie  nachvollziehbar macht. „Man nennt mich einen Spötter. Es ist wahr, ich lache oft, aber ich lache nicht darüber, wie jemand ein Mensch, sondern nur darüber, dass ein Mensch ist, wofür er ohnehin nichts kann, und lache dabei über mich selbst, der ich sein Schicksal teile“, hatte Büchner etwa in einem Brief an die Familie geschrieben.
Das Ergebnis dieses vielschichtigen Textgewebes forderte hohe Schauspielkunst. Zuweilen wechselte Tzitzikos im Sekundentakt zwischen Danton und Büchner, Woyzeck und König Peter, oft nur durch Details wie ein aus der Hose hängendes Hemd, eine Perücke oder eine andere Tonlage angedeutet – doch stets so präzise ausarbeitet, dass das Publikum zu jeder Zeit genau wusste, welche Figur er gerade darstellte.
Eine besondere Glanzleistung war der Dialog zwischen dem blutverschmierten Danton und Robespierre, bei dem der Mime je ein halbes Kostüm trug und dem Publikum mal seine rechte, mal seine linke Körperhälfte zeigte, wobei er teils mitten im Satz die Stimme verstellte.

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