Flüchtlingsratsvorsitzende Angelika von Loeper am Schulwerk
16.11.2011
Zinzendorfschüler setzen sich für Sidar Ebrima Damba einWo sie herkommen, herrscht Bürgerkrieg, Hunger oder bittere Not, wüten Naturkatastrophen oder droht Verfolgung - oft auch alles zusammen. Das Leben von weltweit mehr als 43 Millionen Menschen (Stand: 2010, Quelle: UNHCR) ist so sehr in Gefahr, dass sie ihre Heimat verlassen, um woanders Schutz zu suchen. Nur ein Bruchteil von ihnen schafft es nach Europa. Doch auch hier erwartet sie ein zumeist monatelanges Dasein in beengten Flüchtlingsquartieren und eine oft über Jahre ungewisse Zukunft.
Diese Situation schilderte Angelika von Loeper eindrücklich im Kirchensaal der Evangelischen Brüderunität vor der gesamten Oberstufe der Zinzendorfgymnasien, der Fachschule für Sozialpädagogik und dem Berufskolleg für Praktikantinnen und Praktikanten. Schulpfarrer Br. Fischer hatte die Vorsitzende des Flüchtlingsrates Baden-Württemberg, die auch Vorstandsmitglied der Bundesarbeitsgemeinschaft Pro Asyl ist, am Buß- und Bettag eingeladen, um über das Thema „Pro Asyl – Einsatz für den Menschen“ zu sprechen.
Anhand einzelner Schicksale gab Angelika von Loeper den offiziellen Zahlen der Vereinten Nationen ein Gesicht, sie zitierte Schilderungen von Flüchtlingen, berichtete von Familien, die auf der Flucht getrennt wurden, in einem fremden Land Formulare in einer ihnen unverständlichen Sprache ausfüllen müssen, zum Teil gedemütigt und angeschrien werden und in Flüchtlingslagern 4,5 Quadratmeter pro Person zugeteilt bekommen.
Es sind kleine Schritte, Gesten der Menschlichkeit, mit denen man den Flüchtlingen helfen kann, wie Angelika von Loeper den gebannt zuhörenden Schülerinnen und Schülern erzählte. Sie berichtete von der Teestube für Flüchtlinge in Karlsruhe, in der sie seit Beginn ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit vor mehr als 20 Jahren mithilft und in den sie schon unzählige spannende Begegnungen hatte, aus denen sie selbst auch immer wieder dazu lernt. „Inzwischen kenne ich mich unheimlich gut in Geografie aus“, nannte sie ein Beispiel. Die Flüchtlinge dagegen schöpfen Energie aus der positiven Erfahrung, dass sich jemand für sie und ihr Schicksal interessiert und dass sie als Menschen wahrgenommen werden.
Mit kleinen Hilfestellungen, etwa dem Übersetzen von Formularen, Beratungen über die Asylverfahren oder Sprachkursen könne man eine Menge für die Flüchtlinge tun. „Spannend ist es auch, wenn ich die Menschen Jahre später auf der Straße wieder treffe.“ Die Arbeit sei anstrengend, aber auch sehr bereichernd, antwortete Angelika von Loeper auf die Frage einer Schülerin, wie man dazu kommt, sich über einen so langen Zeitraum ehrenamtlich so stark zu engagieren.
Die Schülerinnen und Schüler haben sich im Vorfeld im Unterricht mit dem Thema auseinander gesetzt, was sich nicht nur in der Fragerunde bemerkbar machte. Die SMV startete eine Unterschriftenaktion zugunsten des 18-jährigen Südsudanesen Sidar Ebrima Damba. Der hoch traumatisierte junge Mann, der von der Flüchtlingshilfe Refugio Villingen-Schwenningen betreut wird, war im September in einer Nacht- und Nebelaktion nach Italien abgeschoben worden. Er wurde zurück geholt und bekam in Schwenningen Kirchenasyl, bis das Regierungspräsidium die Duldung aussprach – doch die ist nur eine Verschnaufpause.
In Sparschweinen, die in den Klassen herumgereicht werden, sammeln die Schülerinnen und Schüler der Zinzendorfschulen zudem für den Flüchtlingsrat Baden-Württemberg