Hoffnung für ugandische Straßenkinder
21.10.2015
Was hierzulande selbstverständlich erscheint, ist in anderen Ländern unserer Welt oft ein Privileg: Schulbildung. Das haben einige Klassen der Zinzendorfschulen erfahren, als der Sozialarbeiter Michael Mwase über die Arbeit des Rainbow House of Hope Uganda (RHU) berichtete, das er vor bald 20 Jahren gründete und bis heute koordiniert. In einem Vorort der ugandischen Hauptstadt Kampala leistet das zehnköpfige Team genau das, was der Name des Projektes verspricht: Es bringt Hoffnung in das Leben von Kindern und zwar, indem es ihre Talente fördert und ihnen Bildung ermöglicht.Ein Verein in Deutschland unterstützt die Arbeit des RHU in Uganda und hat unter dem Motto „Africa Meets Europe“ eine Reise organisiert, auf der Michael Mwase und eine der Jugendlichen, die in diesem Projekt gefördert werden, dieses vorstellen. Eine der Stationen waren die Zinzendorfschulen. Der Kontakt ist über eine ehemalige Abiturientin entstanden, die nach der Schule ein freiwilliges Jahr in Uganda verbrachte. „Vielleicht ist dieser Besuch auch für euch ein Impuls“, sagte Schulpfarrer Br. Fischer zu den Schülern, als er ihnen die Besucher vorstellte.
Derzeit betreut das Rainbow House of Hope Uganda 360 Kinder und Jugendliche. Sie lernen zu tanzen, zu musizieren – seien es mit traditionellen afrikanische Trommeln, E-Gitarren, Schlagzeug oder Blechblasinstrumenten - und Theater zu spielen, wenn nötig bekommen sie eine Suchtberatung, außerdem wird ihnen der Schulbesuch finanziert. „Aber selbst ein Abschluss an der Universität garantiert in Uganda nicht, dass man später auch eine Arbeit findet, von der man leben kann“, sagte Michael Mwase. Deshalb vermittelt das RHU den jungen Menschen in einer Tischlerei und einer Nähwerkstatt auch handwerkliche Fähigkeiten. „Egal, wie sich ihr Leben entwickelt, das können sie immer brauchen.“
Die 22-jährige Brenda Kawala ist eine der Jugendlichen, denen das Projekt Hoffnung gegeben und den Rücken gestärkt hat. Ihr Vater hat sieben Frauen und 13 Kinder, sein Gehalt als Polizist reicht nicht, um allen den Schulbesuch zu finanzieren. So sollte Brenda mit einem reichen Mann verheiratet werden – mit gerade einmal 17 Jahren. Das Brautgeld wäre dann ihren Brüdern zugutegekommen. In einer von ihrer Mutter unterstützten Nacht- und Nebelaktion floh sie zu einer Tante in die Hauptstadt, wo sie zunächst als Putzfrau in einer Apotheke arbeitete. „Abends hörte ich immer die Musik aus dem benachbarten Rainbow House of Hope“, erzählt sie. „Ich dachte, es sei eine Musikschule und irgendwann ging ich hin, denn ich wollte unbedingt tanzen lernen.“ Sie traf dort auf Michael Mwase, der sie in das Projekt aufnahm. So lernte sie nicht nur Tanz und Musik sondern bekam auch die Chance, die Schule zu besuchen und zu studieren. Ihr Diplomstudium für Reise- und Tourismusmanagement kann sie im Februar beenden.
Während Michael Mwase den Zinzendorfschülern von dem Projekt erzählte und Bilder zeigte, bediente Brenda still den Computer und war kaum wahrnehmbar. Als dann aber Michael Mwase einen der Schüler bat, mit ihm gemeinsam einen einfachen Rhythmus zu trommeln und drei Schulklassen den Takt klatschten, blühte sie auf und strahlte übers ganze Gesicht, während sie im Haus Katharina von Gersdorf über die Bühne wirbelte. „Der Tanz“, sagt Brenda, „und die Chance, die ich im Rainbow House of Hope bekommen habe, ermöglichen mir, mich zu behaupten. Ich wusste schon immer genau, was ich wollte, konnte es mir aber nicht leisten. Wenn ich diese Chance nicht bekommen hätte, wäre ich vielleicht inzwischen die dritte Frau irgendeines alten Mannes.“