Interreligiöser Fachtag für angehende Erzieher

17.11.2017

Interreligiöser Fachtag für angehende Erzieher

Die Welt wird bunter, an Schulen, Arbeitsplätzen und in Vereinen treffen sich mehr Kulturen als noch vor wenigen Jahrzehnten und mit der Vielfalt der Kulturen steigt auch die Vielfalt der Religionen. Für Erzieherinnen und Erzieher ist dies in ihrer täglichen Arbeit oft eine besondere Herausforderung, vor allem, wenn sie später in christlichen Einrichtungen arbeiten. Wie gehen sie damit um, wenn ein Kind Interesse an Religion zeigt, seine Eltern aber dagegen sind oder einem anderen Glauben angehören? Um ihre Schülerinnen und Schüler auf das spätere Berufsleben vorzubereiten, haben die Fachschulen für Sozialpädagogik und Sozialwesen ihren zweiten interreligiösen Fachtag unter das Motto „Religiöse Vielfalt – Herausforderung in unserer Praxis“ gestellt. Im Fach Religionspädagogik hat ein Team den Tag vorbereitet und mehrere Gäste aus Kitas und Familienzentren sowie Jugend- und Erziehungshilfeeinrichtungen aus ganz Baden-Württemberg eingeladen, um aus ihrer eigenen Praxis zu berichteten. „Die Jugendlichen untereinander haben mit ihren unterschiedlichen Religionen eigentlich keine Probleme“ wusste Olaf Herzer-Genserich zu berichten, der in Bruderhausdiakonie in Hammereisenbach unbegleitete minderjährige Flüchtlinge betreut. Unter den meist 16-17jährigen sind Schiiten, Moslems, Christen und Angehörige vieler weiterer Religionen. „Sie treffen sich über das Kulinarische“, berichtete er. Seine Schützlinge kochen abwechselnd für alle, so dass sich alle über die neuen gemeinsamen Erfahrungen austauschen können.“ Annette Langbein, die im Freiburger Familienzentrum Wiesengrün arbeitet, gab zu bedenken, dass Menschen mit Fluchterfahrung eher Nachtmenschen sind. „Von ihnen kann man nicht erwarten, dass sie morgens um acht präsent sind.“ Man müsse flexibler werden und auch darauf achten, dass große Feste nicht im Ramadan gefeiert werden. Sie berichtete, wie ein kleiner Junge, den sie betreute, viele Vorurteile seines Vaters übernommen hatte, und wie sie diese nach und nach entkräften konnte. „Eines Tages wollte er mit in das Flüchlingscafé kommen, in das viele Mütter auch ihrer Kinder mitnehmen“, erinnerte sie sich. „Der Junge sah die spielenden Gleichaltrigen und sagte zu mir: ‚Aber das sind doch ja keine Flüchtlinge, das sind doch Kinder.‘“ „Es ist wichtig, Gemeinsamkeiten zu finden“, wusste Annette Langbein aus ihrer Erfahrung zu berichten. „etwa beim gemeinsamen Essen, Tanzen oder Feiern.“ Was die Religion angehe, sei Transparenz entscheidend. Die Eltern wollen oft genau wissen, was da genau in der Kirche passiert. „Die Kinder werden gesegnet“, hat sie ihnen erklärt und bekam von einem muslimischen Vater die Antwort, dass ein Segen seinem Kind ja nicht schaden könne. Am Nachmittag konnten sich die Schülerinnen und Schüler mit den Gästen in verschiedenen Gruppen austauschen, sich Tipps holen und konkrete Fragen stellen. Eingerahmt wurde der interreligiöse Fachtag von einem Impuls zum Thema „Engel“ und einer Präsentation von zehn Leitsätzen zum Zusammenleben in der multireligiösen Gesellschaft.