Jahresbericht 2019
21.01.2020
Nichts ist so beständig wie der Wandel. Was der griechische Philosoph Heraklit schon vor rund zweieinhalbtausend Jahren festgestellt hatte, gilt heute noch – und selbstverständlich auch für die Zinzendorfschulen. Das vergangene Jahr war geprägt von Veränderungen sowohl im personellen als auch im baulichen Bereich, wobei das wichtigste Ereignis der Wechsel in der Schulleitung war. Nach 19 Jahren wurde Br. Treude von Schülern, Kollegen und hohen Gästen aus Politik, Verbänden und Kirchen in den Ruhestand verabschiedet und seine Nachfolgerin Sr. Biederbeck willkommen geheißen. Auch das Internat hat mit Br. Jünemann einen neuen Gesamtleiter. Verantwortlich für das Mädchenhaus ist seit dem neuen Schuljahr Sr. Sendlbeck, die Leitung des Lerncampus hat Sr. Riedlinger übernommen.
Mit der Sanierung des Hauses Spangenberg haben die Zinzendorfschulen ein gewaltiges Bauprojekt in Angriff genommen, das zum Jahresende schon ein gutes Stück vorangekommen ist. Ein neues Dach war nach 70 Jahren fällig und bei der Gelegenheit wurde unter diesem eine in der Region einzigartige Lernlandschaft mit einem großen, offenen Lernatelier, mehreren Gruppenarbeitsräumen und vielen Einzelarbeitsplätzen geplant. Dafür wurde der alte Dachstuhl komplett abgetragen und der neue um bis zu 1.40 Meter höher gesetzt. Die Sandsteine der Fassade wurden saniert, im dritten Stockwerk entstanden zwei neue Klassenzimmer und die sanitären Anlagen im Nordflügel wurden komplett erneuert. Außerdem wird das Haus Spangenberg durch einen Außenaufzug barrierefrei. Die Außenarbeiten sind weitestgehend abgeschlossen, das Gerüst war zum Jahresende schon wieder abgebaut. Allein die Kosten für die Fassadensanierung und den neuen Dachstuhl belaufen sich auf knapp eine Million Euro. 274 000 Euro davon fließen aus dem Kommunalinvestitionsförderungsgesetz (KInvFG), weitere 30 000 Euro bezuschusst die Gemeinde Königsfeld.
Auch im Erdmuth-Dorotheen-Haus waren die Handwerker fleißig: Der „7. Himmel“ – die bei Oberstufenschülerinnen besonders begehrten Mansardenzimmer des Internatsgebäudes – entsprach nicht mehr den aktuellen Brandschutzbestimmungen, weshalb eine Kernsanierung des Bereiches erforderlich war.
Im Schulalltag war das Thema Nachhaltigkeit von zentraler Bedeutung. Ein neu gegründeter Arbeitskreis aus Mitarbeitenden aller Bereiche sowie Schülerinnen und Schülern koordiniert jetzt die verschiedenen Aktionen, die zum Teil schon länger laufen. Diese Arbeit mündete in einem pädagogischen Tag vor den Herbstferien, der zum ersten Mal nicht nur den Lehrkräften, sondern allen Mitarbeitenden sowie den Schülerinnen und Schülern samt deren Eltern offen stand. Schon zuvor wurde im Haus Spangenberg ein Wasserspender installiert, der sogar im Winter von allen rege genutzt wird. Auf dem Schulhof konnten alle ihren ökologischen Fußabdruck messen, die Fachschüler nutzten eine Wanderung, um en passant das Glasbachtal von Plastikmüll zu befreien. Sogar die Berufsfindungsmesse JOBwärts! wurde in diesem Jahr klimaneutral ausgerichtet.
Kulturell haben die Zinzendorfschulen ohnehin immer viel zu bieten und auch das Jahr 2019 stand den Vorjahren mit einem hochkarätigen Beethovenkonzert mit Gabriele König als Solistin, der Sommerserenade und einem „fantastischen“ Sommerkonzert rund um Hector Berlioz‘ „Symphonie fantastique“ in nichts nach. Absoluter Höhepunkt aus Schülersicht war jedoch das Konzert von Wincent Weiß. Er zündete im Kirchensaal ein wahres „Feuerwerk“ an guter Laune. Das Exklusiv-Konzert hatten die fleißigen „Action!Kidz“ gewonnen.
Mitmachen hieß es für Schülerinnen und Schüler aller Altersgruppen, als Teilnehmer der US-amerikanischen Organisation „Up with People“ auf Initiative der Fachschulen für Sozialwesen und Sozialpädagogik nach Königsfeld kamen. In verschiedenen Workshops sagen und tanzten sie gemeinsam.
Die Theater-AG unter der Leitung von Br. Hudek lüftete in einem selbstgeschriebenen Stück das „Geheimnis von Pokey Island“. Das Ensemble war so überzeugend, dass ein Teil davon sogar im Rahmen der offiziellen Einbürgerungsfeier im Landratsamt des Schwarzwald- Baar-Kreises mit einem kurzen Theaterstück auftreten durfte.
Die internationale Ausrichtung der Zinzendorfschulen zeigte sich im vergangenen Jahr in vielen Facetten: Da waren zum einen die ersten drei chinesischen Internatsschüler, die in Königsfeld ihr Abitur bestanden hatten, während die Fachschulen ihre Kontakte zur schwäbischen Firma Häring vertiefte, die den angehenden Erziehern einen Praktikumsplatz in ihrem Betriebskindergarten im chinesischen Taicang anbieten konnte. Auch das Erasmus-Programm an den Fachschulen ist mit Partnern in Spanien, Italien und Rumänien erfolgreich angelaufen, so dass den ersten Teilnehmerinnen Europapässe überreicht werden konnten.
Das Zinzendorfgymnasium hat im englischen Ockbrook eine neue Partnerschule gefunden und im Sommer machten sich 20 Achtklässler auf den Weg über den Ärmelkanal. Die Partnerschaften mit Tortosa (Spanien) und Saint Chamond (Frankreich) existieren weiterhin. Dass in Zeiten von Email und sozialen Medien das Schreiben noch nicht aus der Mode gekommen ist, bewies eine achte Klasse, die kollektiv Brieffreundschaften zu einer Schulklasse im US-amerikanischen Bundesstaat Texas unterhält.
An der Eröffnung des neuen Zinzendorfplatzes beteiligten sich die Zinzendorfschulen in vielfältiger Weise: Der Brunnen wurde mit Musik und Segen eingeweiht, die Berufsfachschulen führten verschiedene Mitmach-Aktionen durch und einen Tag vor der offiziellen Eröffnung gab es eine Vorab-Eröffnung durch das Schulwerk.
Die Digitalisierung macht große Fortschritte: Sponsoren und Spender aus der Umgebung haben zwei Klassensätze Tablets ermöglicht. Weil das Internet jedoch nicht nur positive Seiten hat, kam eine Kommissarin an die Schule und klärte über Cybermobbing auf.
Unter den weiteren Besuchern war der Leiter des Rainbow House of Hope in Uganda, und auch der Pfarrer und Vizepräsident der Südwestprovinz der Brüdergemeine in Tansania, Willey Mwasile, erzählte den jungen Menschen von seiner Arbeit in Tansania. Eine Rhetorik-Trainerin bereitete Oberstufenschüler auf Prüfungen und Präsentationen vor und ein Mitarbeiter des SWR gab Einblicke in die Arbeit eines Fernsehredakteurs. Um das Erreichen großer Ziele ging es dem Unternehmensberater Michael Habighorst, der von seiner Fahrradtour zum Nordkap und zurück berichtete.
Ein ganz großes Ziel hat die Golf-Mannschaft erreicht, die Landessieger bei "Jugend trainiert für Olympia und Paralympics" wurde und deshalb zum Bundesfinale nach Berlin reisen durfte.
Natürlich zog sich auch soziales Engagement durch alles Schularten: Während die Realschüler Sozialpraktika leisteten, organisierten Schülerinnen und Schüler der beruflichen Gymnasien „ Weihnachten im Schuhkarton“ und den Mango-Verkauf zugunsten von Burkina Faso. Mit einem Stand auf dem Weihnachtsmarkt sammelten verschiedene Klassen für das SOS Kinderdorf Schwarzwald und die SMV der Fachschule für Sozialwesen und Sozialpädagogik organisierte eine erfolgreiche DKMS-Registrierungsaktion.
Das spannende Jahr endete für die Zinzendorfschulen mit einer guten Nachricht: Die Realschule wird wieder zweizügig.