Künftige Erzieher reflektieren den Umgang mit Ess-Gestörten

24.09.2020

Künftige Erzieher reflektieren den Umgang mit Ess-Gestörten

Wie gehen Jugend- und Heimerzieher damit um, wenn die von ihnen betreuten Heranwachsenden an Ess-Störungen leiden? Magersüchtige oder Bulimiker reagieren meistens aggressiv, wenn sie auf ihre Suchterkrankung angesprochen werden. Die Schauspielerin und Sozialpädagogin Monika Wieder vom Präventionstheater „Mach was“ gab den Auszubildenden an der Fachschule für Sozialwesen der Zinzendorfschulen bei einem von der AOK finanzierten Besuch wertvolle Tipps.



Zusammen mit ihrer Bühnenpartnerin Dorothea Baltzer inszenierte sie das Bühnenstück „Püppchen“, das sie sonst vor Schülerinnen und Schülern der fünften bis achten Klassen zeigt. Entsprechend des Publikums fiel die theaterpädagogische Nachbearbeitung wie eine kurze Fortbildung aus, denn die beiden Schauspielerinnen gaben den angehenden Jugend- und Heimerziehern viele Tipps und Tricks für ihren späteren Berufsalltag.



Wir haben es nicht mir ‚den Jugendlichen‘, ‚den Heimkindern‘ oder ‚den Pubertierenden‘ zu tun“, erklärte die gelernte Sozialpädagogin Monika Wieder. „Wir arbeiten mit Individuen und deshalb gibt es auch kein Patentrezept.“ Es sei wichtig, die Gründe zu erkennen, die hinter einem Suchtverhalten stehen. „Was ist es, das im Leben der Betroffenen eine so große Leere verursacht, die sie versuchen, zu beheben, indem sie sich vollstopfen - oder sich zu Tode hungern?“



Die Ursachen müssen also behandelt werden, nicht die Symptome. Und diese können sehr vielschichtig sein – unter anderem können auch Rollen-Vorbilder ein Auslöser sein. „In den letzten Jahren wurden sogar Comic-Figuren wie Bob der Baumeister und die Biene Maja dem Schönheitsideal angepasst“, sagt Monika Wieder und bedauert: „Nicht einmal eine Biene darf mehr pummelig aussehen.“



Dabei sei es enorm wichtig, den Heranwachsenden zu vermitteln, dass kein Mensch perfekt sein muss. „Außerdem haben wir verlernt, zu loben. Viel zu schnell sind wir im Gespräch dabei, unser Gegenüber zu kritisieren, statt mal das Positive hervorzuheben.“



Die Fachschüler hatten einige Fragen, etwa wie sie Kinder und Jugendliche mit Ess-Störungen unterstützen können und wie sie damit umgehen, wenn das mal nicht klappt. Dabei helfe die professionelle Einstellung, sich nicht jeden Schuh anzuziehen. „Man kann nicht jedem helfen“, so Monika Wieder. „Wichtig ist aber, dass Ihr euch bewusst macht, euer Möglichstes getan zu haben.“



Genauso spannend wie die Nachbesprechung ist auch das Stück selbst gewesen. Die beiden Darstellerinnen überzeugten mit enormer Wandlungsfähigkeit, sie spielten mal die beiden essgestörten Mädchen Shirin und Lena, dann deren Mitschüler Torsten und Simon und sogar die Eltern der Protagonisten. Die Geschichte der Bulimikerin Lena und der magersüchtigen Shirin ist kurzweilig und sensibel erzählt.

Während Lena zu Hause funktionieren und ihre überlasteten Eltern unterstützen soll, fragt sie niemand, was sie möchte und deshalb findet sie: “Mein Leben ist zum Kotzen“. Was sie dann auch ausgiebig tut. Ihre Schulfreundin Shirin dagegen hat in letzter Zeit „ganz schön abgenommen“. Sie merkt nicht, wie sich ihre Wahrnehmung verändert in einer Welt, in der sie niemand mehr zu verstehen scheint. „Nur noch 2 Kilo abnehmen, wo ist denn da das Problem?“



Lena schafft am Schluss den Ausstieg aus dem Kreislauf - sie erkennt ihr Problem und sucht sich Hilfe. Wie die Geschichte für Shirin ausgeht bleibt offen, aber „alle wollen, dass sie überlebt“, sagte Monika Wieder in der Nachbesprechung.


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