Neues Schulfach Literatur und Theater schult die Persönlichkeit

19.01.2012

Neues Schulfach Literatur und Theater schult die Persönlichkeit

Von Rap bis Rilke – Gedichte auf der Bühne
 
Die Zinzendorfschulen bieten seit diesem Schuljahr ein neues Wahlfach in der gymnasialen Oberstufe an: Literatur und Theater. Hier wird Raum gegeben, da weiter zu machen, wo der Deutschunterricht aufhört. Die Schüler können Texte ausprobieren, inszenieren, interpretieren, mit Licht und Ton arbeiten, sprich: Literatur zum Bühnenleben erwecken.
Im ersten Halbjahr haben sie sich mit Lyrik beschäftigt – „dem Salz der Sprache“, so der Theaterpädagoge Br. Knieß, der zusammen mit dem Deutschlehrer Br. Hering den Kursus leitet. Jeder suchte sich ein Gedicht oder einen Liedtext aus, in Gruppen von vier bis fünf Teilnehmern wurden diese dann inszeniert. Es entstanden kurze Geschichten mit knapper Botschaft, mal minimalistisch, mal unter Einsatz technischer Mittel wie eingespielter Musik oder Licht. eine Rolle erfordert sogar Gesang.
Die Schüler entschieden sich für Texte von Fried und Heine, von Goethe und Rilke, manche nahmen nur ein Zitat, etwa von Münchhausen, andere wählen eine Zeile aus einem Rap.

Als Sprungbrett für eine Schauspielerkarriere sieht keiner der Teilnehmer diesen Kursus an, vielmehr als willkommene Gelegenheit, seine Rhetorik-Kenntnisse zu vertiefen und zu lernen, die eigene Stimme gezielt einzusetzen.
Viele sehen im Theaterspielen den angenehmen Nebeneffekt, dass sie lernen, freier zu sprechen, etwa bei Referaten oder in Prüfungssituationen. Eine Schülerin bezeichnet ihren Schritt auf die Bühne sogar als eine Art Selbsttherapie. „Es hilft mir, mich meinen Ängsten zu stellen.“ Damit bestätigen die Teilnehmer auch aus ihrer Sicht genau das, womit der Schulleiter Br. Treude das neue Fach im Angebot der Zinzendorfschulen begründete: „Theater ist eine fantastische Möglichkeit zur Persönlichkeitsbildung.“

Damit die Schüler nicht nur zwischen den Schultischen im Klassenzimmer auftreten, wurde die Werkschau am Ende des ersten Halbjahres ins Theater ins Deutsche Haus in St. Georgen verlegt. Auf dieser kleinen, aber voll ausgestatteten Bühne selbst sehen, worauf es ankommt. „Ihr müsst so sprechen, damit auch noch das Mütterchen in der letzten Reihe versteht, was ihr sagt“, gibt Br. Knieß den Schülern mit auf den Weg.
Nacheinander stellen die vier Gruppen ihre kleinen Stücke vor, die sie in den letzten Wochen erarbeitet haben. Weil die Lehrer sich um die Technik kümmern, zeichnen sie die Szenen mit einer Filmkamera auf, um sie später in Ruhe zu benoten. Dabei geht es sowohl um die gestalterische Leistung der Gruppen als auch um die schauspielerische Leistung der einzelnen Darsteller. Können sie ihre Bühnenpräsenz durchhalten, nutzen sie die Stimme als körperlichen Ausdruck, setzen sie Mimik und Gestik ein? Bei den Gruppen geht es etwa darum, ob sie den Raum und seine Impulse im Spiel nutzen, wie die Auf- und Abgänge gestaltet sind, ob man sieht, was die Schauspieler zeigen wollen.
Trotz ihres engagierten Einsatzes auf der Bühne kommen die 20 Schülerinnen und Schüler um Klausuren nicht herum. Bei dieser theoretischen Auseinandersetzung mit dem Thema geht es unter anderem um Theatergeschichte, Improvisationsmethoden sowie die Frage, was Theater eigentlich überhaupt ist.  Was die Gesamtnote angeht, so zählt die Praxis jedoch mehr.

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