Robin Staab erzählt vom Freiwilligendienst in Nepal
06.04.2016
Mit seinem Einserabitur, das er im vergangenen Jahr am Zinzendorfgymnasium abgelegt hatte, steht ihm die Welt offen. Robin Staab hatte sich jedoch dafür entschieden, erst einmal für ein halbes Jahr einen Freiwilligendienst zu leisten – und zwar in Nepal. „Ich bin ein eher fauler Mensch“ gestand der Preisträger mehrerer naturwissenschaftlicher Preise, darunter des Ferry-Porsche-Preises für herausragende Leistungen in Mathematik und Physik. „Wenn ich es also nicht jetzt gemacht hätte, dann wahrscheinlich nie.“Für Nepal habe er sich entschieden, „weil Asien der einzige Kontinent ist, auf dem ich noch nie gewesen bin“, sagte er vor Oberstufenschülern des Zinzendorfgymnasiums, denen er neben Fotos und Anekdoten auch jede Menge Tipps zum Freiwilligendienst mitgebracht hatte. Er war ohne eine Organisation in den Himalaya geflogen und musste die Kosten für seinen Aufenthalt selbst zahlen, weil Nepal nach dem letzten Erdbeben nicht mehr als sicherer Ort galt. Dennoch habe er sich dafür entschieden, in dem Dorf ganz in der Nähe des Epizentrums als Lehrer zu unterrichten.
„Man sagte mir, ich könne ganz entspannt erst einmal ein paar Wochen in der letzten Reihe sitzen und mir den Unterricht ansehen, bevor ich selbst übernehme“, berichtete er. Aber dann war er schon nach einer halben Stunde gefordert und musste 42 Kinder unterrichten. Die Schulbücher waren in nepalesischem Englisch verfasst oder bestanden aus englischen Wikipedia-Artikeln. „Da fing das Problem schon an, denn die Schüler verstanden schon sprachlich oft gar nicht, worum es ging.“ 54,8 Prozent der Nepalesen seien Analphabeten, für jeden Menschen betragen die durchschnittlichen Bildungsausgaben acht US-Dollar – im gesamten Leben. Trotzdem werden die Kinder schon im Alter von drei Jahren eingeschult und haben schon in der ersten Klasse Klausurenwochen.
Seine Schule hatte keine Fenster und zum Teil fehlten nach dem Erdbeben auch die Wände. „Die Schüler bringen heißen Tee mit, um sich aufzuwärmen, denn die Temperaturen liegen im Winter um den Gefrierpunkt.
Ebenso abenteuerlich wie seine Tätigkeit war auch das Leben. Wenige Tage nach seiner Ankunft in Kathmandu – „die dreckigste Stadt der Welt“ – fuhr er sechs Stunden lang in einem Bus mit acht Sitzen und 14 Insassen, von denen die meisten das Busfahren nicht vertrugen und daher regen Gebrauch von den Spucktüten machten.
In seiner Gastfamilie gab es Tag für Tag Reis und Linsen zu essen, „und als ich gesehen habe, wie dort Fleisch zubereitet wird, war ich froh über Reis und Linsen.“ Fleisch zu essen ist in Nepal etwas Besonderes und daher wird nichts verschwendet, wenn eine Ziege geschlachtet wird. „Die Nepalesen essen die Knochen mit und häuten das Tier auch nicht, bevor sie das Fleisch kochen“, erzählte Robin Staab. In dem Dorf habe es täglich nur an sechs bis sieben Stunden Strom gegeben, immerhin hatten sie seit einem halben Jahr Internet-Anschluss.
Die herzliche Aufnahme in der Familie und ganz allgemein die Freundlichkeit der Nepalesen habe ihn beeindruckt. „Ich bin sicher, dass ich schon bald zu Besuch dort hin fliegen werde.“ Die Erfahrungen, die er dort sammeln konnte, waren für ihn unbezahlbar. „Ich habe gelernt, dass Geld keine wirkliche Rolle spielt und bin sehr dankbar meine eigene Chance auf Bildung.“