Theater-AG brilliert mit Dürrenmatt

31.03.2011

Theater-AG brilliert mit Dürrenmatt

Zinzendorfschulen inszenieren „Ein Engel kommt nach Babylon“

Die OberstufenTheater-AG hat sich wieder einmal selbst übertroffen. Am Mittwoch feierte die Truppe um die Regisseure Br. Lempp und Sr. Hummel im Haus des Gastes die Premiere von Friedrich Dürrenmatts „Ein Engel kommt nach Babylon“.  Der völlig zu Unrecht selten gespielte Dreiakter aus dem Jahr 1953 kam äußerst frisch und kurzweilig rüber, seine Gesellschaftskritik und die Problematiken um Macht und Mammon, Liebe und Lügen sind aktuell wie eh und je.

Ein Engel (Carolin Hauger) kommt aus dem Andromedanebel auf die Erde, um dem Ärmsten der Menschen das von Gott geschaffene Mädchen Kurrubi (Rebecca Gramlich) zur Seite zu stellen. Dieser Ärmste ist eigentlich der Bettler Akki (Claudius Schiffer). Da sich jedoch der leicht trottelige König Nebukadnezar (Jonas Baur) als Bettler verkleidet hat und sich von Akki leichtsinnigerweise zu einem Bettlerwettstreit herausfordern lässt, den er mit Pauken und Trompeten verliert, gilt er nun als der ärmste Mensch auf Erden und Kurrubi eilt zu ihm.

Durch das Gnadengeschenk Gottes fühlt er sich vom Himmel verspottet und tritt es mit Füßen. Der pfiffige Akki, der schon seinen eigenen Kopf immer wieder aus der Schlinge zu ziehen versteht, rettet auch das Mädchen, dem kurze Zeit später ganz Babylon zu Füßen liegt. Kurrubis Herz gehört jedoch allein dem Ärmsten der Menschen, aber auf Geld und Macht will ihr zu Liebe niemand verzichten. So landet sie wieder bei Akki, mit dem gemeinsam sie dem Untergang Babylons entfliehen kann.

Immer wieder spendete das Publikum wohl verdienten Szenenapplaus, etwa beim Bettlerwettstreit, bei dem der tumbe Nebukadnezar so jämmerlich versagt, obwohl  - oder weil? – er stets das Vorgehen Akkis kopiert. Dieser brillierte unter anderem mit seiner Rolle in der Rolle als ein Passanten im Wortsinne um Kupfermünzen angrunzender Bettler.

Bemerkenswert ist auch die enorme Textsicherheit, mit dem die Darsteller souverän auch recht komplexe Dialoge und komplizierte Namen wie Anaschamaschtaklaku souverän meisterten. Von diesem stabilen Gerüst aus konnte das große Ensemble bis in die Nebenrollen überzeugend spielen, wie etwa die Hetäre Tabtum (Paula Carstens), die trotz ihres spektakulären Outfits bei den Babyloniern keine Chance gegen die himmlischen Lichtgestalten hatte oder die Eselmilchverkäuferin Gimmil (Lea-Sophie Holtzhausen), die um ihren Umsatz bangt, weil jetzt Kuhmilch im Kommen ist.

Im Anschluss an die Pause nach dem zweiten Akt überraschte das bedrückend aktuelle Bühnenbild von Br. Dietz-Burk mit einem Atomkraftwerk. Die Kulisse, eine Anlehnung an Pieter Bruegels Turmbau zu Babel und dem bedrohlichen Kühlturm im Hintergrund, wurde bereits im Herbst vergangenen Jahres konzipiert.

Wer die äußerst gelungene Aufführung verpasst hat, bekommt im Sommer noch eine weitere Gelegenheit, sich das Stück anzusehen: Am 26. Juli steht es beim Burgspektakel auf den Spielplan.

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