Theater-AG überzeugt mit Antigone

23.05.2012

Theater-AG überzeugt mit Antigone

Antike Tragödie in der Version von Jean Anouilh


Wohlverdienten, lang anhaltenden Applaus gab es am Dienstag nach der Premiere von Anouilhs Antigone für die Theater-AG unter der Regie von Br. Lempp. Die Truppe hatte sich für das Drama um Macht und Aufbegehren entschieden, „weil es einfach ein tolles Stück ist“, so der Regisseur. In rund zwei Stunden konnte das Ensemble das Publikum mit Leichtigkeit davon überzeugen.
Gleich zu Beginn tauchen zwei Sprecherinnen (Rebecca Gramlich und Helen Peters) hinter der Kulisse auf und erklären, worum es geht. Dass nun die Bearbeitung eines antiken Dramas zu sehen sein wird, das zwar mehr als 2000 Jahre nach der ersten Version geschrieben wurde, aber noch immer im mythischen Theben mit seinen sieben Toren spielt. Das von den Deutschen besetzte Paris des Jahres 1940, in dem es entstanden ist, lasse sich dennoch erahnen.
Auch hierbei geht es um Antigone (am Premierenabend: eine überzeugende Simone Schulte), Tochter des Ödipus, die sich der Anordnung von König Kreon (souverän: Jonas Baur) widersetzt. Dieser hatte bei Todesstrafe verboten, den toten Polyneikes zu beerdigen. Der Geruch seiner verwesenden Leiche sollte ganz Theben eine Mahnung sein. Ausgerechnet die Verlobte seines Sohnes Hämon, Antigone, widersetzt sich seiner Anordung. Sie will den göttlichen Gesetzen folgen und ihren verstorbenen Bruder beerdigen, so dass sein Geist Ruhe findet und wendet sich damit gegen das durch ihren Onkel Kreon vertretene weltliche Gesetz des Staates.
Nachts schleicht sie sich heimlich an den Wachen vorbei und schaufelt Erde auf die Leiche, beim zweiten Mal wird sie erwischt und ihrem Onkel Kreon vorgeführt. Dieser will zunächst ihre Tat vertuschen, um sie nicht töten zu müssen, doch Antigone bleibt bei ihrem Ansinnen. So wird die Todesstrafe ausgesprochen, was zum Bruch zwischen Kreon und seinem Sohn Hämon (Tamino Burk) führt. In dieser hoch emotionalen Szene wachsen die beiden Darsteller über sich hinaus, sie spielen mit einer für ein Laienensemble seltenen Intensität.  
Alle Akteure verstanden es jedoch gut, die Charaktere herauszuarbeiten, von der „Widersacherin“ Antigone über den einfältigen Wachmann Jonas (Mirjam Dannert), seine beiden Kollegen Wachmann Bauch (Bettina Preuß) und Oberwachmann Schattenfraß (Laura Hilt) die fürsorgliche Amme (Lea Sophie Holtzhausen) und Antigones Schwester Ismene (Friederike Klingner) bis hin zum jungen Pagen (Louis Löffler) des Königs und dem Boten (Claudius Schiffer).
Die geschickte Beleuchtung von Br. Knieß unterstützte das schlichte, aber effektive Bühnenbild von Br. Ditz-Burk, das aus den sieben Toren Thebens und zwei Stühlen bestand und den Akteuren genügend Raum ließ.


Wer die Premiere verpasst hat, bekommt am Donnerstag und Freitag jeweils um 20 Uhr im Haus Katharina von Gersdorf noch einmal die Gelegenheit, das Stück zu sehen. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.

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