„Wirtschaft muss ethische Werte vermitteln“

02.10.2012

„Wirtschaft muss ethische Werte vermitteln“

Unternehmen dürfen nicht nur nach Profitmaximierung streben, sondern müssen auch nach ethischen Grundsätzen handeln: Das ist die Überzeugung von Rudolf Kastner, Vorstandsvorsitzender der Triberger EGT, der unlängst im Haus des Gastes vor interessierten Bürgern, Schülern und Lehrkräften, vorwiegend der beruflichen Zinzendorfschulen erklärte, wie „wertebewusstes Wirtschaften“ bei der EGT funktioniert. Der Vortrag war Auftakt zu einer pionierhaften Bildungspartnerschaft, die  der mittelständische Energielieferant und das Schulwerk Herrnhuter Brüdergemeine vor wenigen Wochen besiegelten.
„Praktika sind nicht genug“, skizzierte Rainer Wittmann, geschäftsführender Schulleiter, den Hintergrund. „Wir suchten ein Unternehmen, das ähnliche Ziele hat wie wir.“ Es sollte regional verwurzelt sein und Verantwortung nicht nur für die eigene Belegschaft, sondern auch in ganzheitlichem Kontext übernehmen. „Wir wollen, dass unsere Kinder bleiben oder wiederkommen.“ Das tun sie nur, wenn sie sich wohl fühlen in ihrer Umgebung, sichere Arbeitsplätze haben und sich mit dem Unternehmen identifizieren, weiß Rudolf Kastner und beschrieb „wertebewusstes Wirtschaften“ am Beispiel des eigenen Unternehmens. Klima- und Umweltschutz, Engagement für die Gesellschaft und Wertschätzung der Mitarbeiter nannte er als Schwerpunkte für „Corporate Social Responsibility“.
Als Energielieferant für fast 80 000 Kunden ist die EGT besonders sensibel für ökologische Zusammenhänge und will auch hausintern als Vorbild fungieren. Der Strom für das Bürogebäude in Triberg wird laut Kastner zu hundert Prozent mit Wasser- und Sonnenkraft erzeugt, geheizt wird mit Biomethan, das zwar teurer, aber umweltschonender als herkömmliches Erdgas sei. Das gilt auch für Erdgasfahrzeuge, die sich im Betrieb bewähren und nicht zuletzt wird die Kundschaft mit ökologischen Gas- und Stromprodukten versorgt – wenn sie es wünscht, schränkte Kastner ein. In Kooperationen mit der Hochschule Furtwangen und dem Fraunhofer Institut Freiburg sei die EGT an Forschung und Erprobung von Photovoltaikanlagen „mit hohem Wirkungsgrad“ beteiligt. Diese würden vorwiegend im sonnigen Süden Europas eingesetzt, „aber wir müssen unsere Studenten an neue Techniken heranführen.“ Die Bevölkerung vor der eigenen Haustür wird in der, von der EGT initiierten  Energieagentur Schwarzwald-Baar kostenlos beraten.
Über den betrieblichen Radius hinaus sollte jedes Unternehmen auch gesellschaftliche Verantwortung übernehmen, forderte der Referent. Er verwies auf Kultur- und Sportsponsoring der EGT, die auch an Stiftungen beteiligt ist und sich für Projekte engagiert, etwa zur Energieeffizienz in Schulen. Die Bildungspartnerschaft mit dem Königsfelder Schulwerk sei auch durch den Fachkräftemangel motiviert. „Wir wollen nicht nur Praktika und Ferienjobs anbieten, sondern auch soweit praktikabel am Lehrbetrieb beteiligen.“
Es sei eine „Win-Win-Situation“ mit dem gemeinsamen Ziel, Talente zu entdecken, zu fördern und in der Region zu halten. Nachwuchsmangel bestehe gerade in technischen Berufen, darum suche die EGT auch Kontakt zu Kindergärten. „Wir müssen früh die Weichen für eine technische Affinität stellen.“
Um Auszubildende und Mitarbeiter an den Betrieb zu binden, erhalten sie Freiräume und Anregungen für ehrenamtliches Engagement und ständige Weiterbildung. Die EGT unterstützt Eltern bei der Kinderbetreuung, bietet ihren rund 230 Beschäftigten Gesundheits- und Sportprogramme an und hilft zudem bei der Altersversorgung. „Erfolg ist nur mit qualifizierten und motivierten Mitarbeitern möglich“, fasste der EGT-Chef sein Credo zusammen. Die aufmerksam lauschenden Bürger, Lehrkräfte und Schüler dankten mit herzlichem Beifall für die Reflexionen; in offener Fragerunde wurde manches Detail vertieft.

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