Witzige Kritik am Zeitgeist
27.05.2016
Mit viel Spielfreude und Elan haben die Abiturienten des Oberstufenkurses Literatur und Theater Rebekka Kricheldorfs satirisches Theaterstück „Alltag und Ekstase“ im Königsfelder Haus des Gastes und im Theater im Deutschen Haus in St. Georgen gezeigt. Das Stück war mit großer Spannung erwartet worden, standen hierbei nämlich unter der Regie von Br. Knieß acht Darsteller auf der Bühne, von denen einige schon im Rahmen einer Theater-AG für „Woyzeck“ mit dem Kreis-Kulturpreis bedacht wurden und im vergangenen Jahr mit „Faust inside“ für Aufsehen gesorgt hatten.Der Literatur- und Theaterkurs hatte sich für das Sittenbild entschieden, das die gebürtige Freiburgerin Krichelsdorf für das Deutsche Theater in Berlin geschrieben hatte. Im Mittelpunkt des Stückes steht das Beziehungsgeflecht zwischen Janne (Maximilian Schaible) und seine Eltern, dem weitgereisten Ethnologen Günther (Maximilian Holm), der mit Wonne exotische Rituale zelebriert und seine Aussteiger-Mutter Sigrun (Martina Huss), sowie seiner geschiedene Frau Katja (Annika Witt). Mit dabei: Tobias (Lasse Barth), der Ex von Katja und seine Begleiterin Gitta (Chiara Winter). Alle sind damit beschäftigt, sich selbst permanent zu optimieren, sei es beim Besteigen des Mount Everest, der Selbstverwirklichung in der Ökologie oder in Gesprächszirkeln. Teilweise mit sehr unerwünschten Resultaten.
Janne, obwohl schon rund 40 Lenze alt, benimmt sich mitunter wie ein Spätpubertierender, weshalb sein Vater ihm das Peter-Pan-Syndrom unterstellt. Als plötzlich noch Günthers japanischer Lover Takeshi (Lukas Ebner) auftaucht, ist das Chaos, das von dem versierten Ensemble in rhetorisch ausgefeilten Dialogen serviert wurde, komplett.
Das Schauspiel zeigte dem sichtlich vergnügten Publikum den oft skurrilen Balanceakt zwischen Alltag und Extase. „Ich bin überzeugt, wir brauchen beides“, hatte der Theaterpädagoge Br. Knieß, der den Kurs leitete, in der Einleitung betont. Die Frage sei nur wann für das eine und wann für das andere Zeit ist.