Zinzendorf-Theater-Ensemble begeistert mit Moliére-Komödie
06.02.2023
Geld allein macht nicht glücklich – für den reichen Herrn Jourdain gehört auch noch ein schillernder Titel dazu, der ihn als Mann edlen Geblüts ausweist. Dabei ist es ihm völlig egal, ob er ein hoher Herr, Graf, Marquis, Herzog oder aber gar ein Mamamouchi ist, Hauptsache ein Edelmann. Der eitle Geck wird von seiner Familie belächelt, von seinen Lehrern umworben, von einem verarmten Adligen schamlos ausgenommen und am Ende mit eigenen Mitteln geschlagen, wobei alle glücklich und zufrieden sind.
Regisseurin Sabine Milbradt hatte neun Monate lang mit Lehrer*innen und Schüler*innen der Zinzendorfschulen an Moliéres Komödie „Der Bürger als Edelmann“ gefeilt, am Freitag konnte das Ensemble im Kirchensaal eine vom Publikum bejubelte Premiere feiern. Sowohl in der Wahl des Spielortes als auch der Besetzung hatte die erfahrene Theaterfrau ein glückliches Händchen. Philipp Hudek glänzte facettenreich als ebenso eitle wie tragisch-lächerliche Titelfigur Jourdain, Laura Lindemann als seine deutlich geerdetere Gemahlin.
Um in adeligen Kreisen eine gute Figur zu machen, lässt sich Jourdain vom Musik- (Sabine Kuhner) und Fechtmeister (Katharina Wentzler) in deren Künste einweisen, vom Schneidermeister (Erdmuthe Terno) und seinem Gesellen (Anamaria Cabau) neue Gewänder anfertigen, von einer Sängerin (Irena Mohnkorn) unterhalten und vom Philosophen (Bernhard Hering) schulen. Dank seiner gut gefüllten Schatulle, die umgekehrt proportional zu seinen Talenten auf jeglichem Gebiet bemessen scheint, ist er für die Meister eine ebenso gute Einkommensquelle wie für den verarmten Grafen Doronte (Claudius Schiffer). Dieser gibt vor, für Herrn Jourdain den Weg ins Herz der Marquise Dorimène (Susanne Bühler) zu bahnen. Jedoch ist er dank der Geschenke von Jourdain dabei, dies für sich selbst zu erobern.
Natürlich kommt es für einen Herrn von edlem Geblüt, wie Jourdain es gerne wäre, nicht in Frage, seine Tochter (Lisa Menath) in die Hände eines schnöden, titellosen Kaufmannssohnes wie Cleonte (Moritz Borowski) zu geben. Es sollte schon mindestens ein Herzog oder Graf sein. Doch nichts leichter als das. Jourdain lässt sich von einem Mufti (Stephen Burrows) in einer ebenso spektakulären wie sinnfreien Zeremonie zum „Mamamouchi“ ernennen, während Cleonte als vorgeblicher Sohn des Großvisiers Jourdains Tochter ehelichen kann.
Neben den Lehrer*innen überzeugten auch die Schülerinnen und Schüler in ihren Rollen, sei es als Dienstmagd Nicole (Lisa Marie Schlenker), Jourdains Tochter Lucile oder deren Angebeteter samt seinem Diener Covielle (Finn Hesselbach). Alle zeigten mit ihrer Mimik und winzigen Gesten auch in ihren Sprechpausen beachtliche Bühnenpräsenz.
Die tolle Maske (Manuela Pulido Canales, Susanne Ferro, Ricarda Müller) und die überwältigenden Kostüme harmonierten perfekt zum gut ausgeleuchteten (Technik: Leonard Blum, Philipp Hudek, Johannes Schott) Bühnenbild (Elisabeth Saurer und Schüler*innen). Souverän hat auch die Souffleuse (Sophia Manke) zusätzlich noch die Rolle einer erkrankten Schauspielerin verkörpert.
Abgerundet wurde die spektakuläre Inszenierung der ursprünglichen Ballettkomödie, die 1670 uraufgeführt wurde, von Johannes Michel (Orgel), Irena Mohnkorn (Sopran) und Markus Färber (Oboe) , die samt Chor die Komposition von Jean-Baptiste Lully zum Besten gaben.
Ein paar Ausschnitte der Generalprobe sind auf unserem YouTube-Kanal zu sehen.