Zinzendorfschulen nehmen viele Impulse auf - Jahresbericht 2024
04.02.2025
Eine Schule ist wie ein lebendiges Organ, das im Rhythmus der Ferien und Prüfungen, der Feiertage und regelmäßig wiederkehrenden Veranstaltungen pulsiert. Das schafft eine gewisse Kontinuität, die wichtig für alle Beteiligten ist. Spannend wird es jedoch durch die Neuerungen, Feste sowie die Reaktion auf Impulse von außen, die an den Zinzendorfschulen immer wieder gerne aufgenommen werden.
Das können entweder kleine Begegnungen sein, wie der spontane und unangemeldete Besuch zweier Handwerksleute auf der Walz oder auch die ganz großen Ereignisse. Das 300-jährige Bestehen der Herrnhuter Schulen, das im September ausgiebig gefeiert wurde, war so eines. Alle Theater- und Konzertveranstaltungen des Jahres 2024 liefen unter dem Motto 300 Jahre Bildung, sei es das Frühlingskonzert, das „Meilensteine der Musik“ zum Besten gab, die Sommerserenade, die witterungsbedingt im Haus des Gastes gespielt wurde oder das fröhlich-bunte Sommerkonzert unter dem Motto „All you need is love“.
Der musikalische Höhepunkt des Jubiläumsjahres wurde in Herrnhut gefeiert. 58 Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer, Ehemalige sowie Freunde der Königsfelder Zinzendorfschulen aus Schulorchester, Blasorchester und Jazz-Pop-Band sind unter der musikalischen Leitung der Musiklehrer Br. Heil und Br. Michel nach Sachsen gereist, um mit Schülerinnen und Schülern der dortigen Zinzendorfschulen eine Woche lang gemeinsam zu musizieren.
So haben insgesamt 140 Ensemblemitglieder gemeinsam geprobt und vier Konzerte gegeben - unter anderem in der Sächsischen Staatskanzlei und für die große Öffentlichkeit im Herrnhuter Kirchensaal.
Auch die Theateraufführungen standen im Zeichen des Jubiläums und konnten sich durchaus sehen lassen. Den Anfang machte der Literatur- und Theaterkurs der Jahrgangsstufe 2, der mit dem selbst geschriebenen Stück „Marie - ein Leben in drei Akten“ ein hohes Maß an Kreativität bewies.
Später inszenierte die Theater-AG mit viel Engagement, großem Fleiß und einer guten Portion Talent Michael Endes gesellschaftskritisches Stück „Das Gauklermärchen“ im Haus des Gastes.
Abgerundet wurde die Theatersaison des vergangenen Jahres wie üblich mit einem Musical zum Altschülertreffen. Br. Michel hatte „Das Gespenst von Canterville“ ausgewählt, mit dem die Unterstufenchor-AG, der 6er-Chor und ein Instrumentalensemble ihr Publikum in den Bann zogen.
Im Bereich der Bildenden Kunst sind viele faszinierende Werke in den Ateliers entstanden. Einen kleinen Einblick gab es bei einer Ausstellung mit Bildern des Kunstprofils in der Galerie K3 und in einem Nachtcafé im Gewölbekeller des Hauses Spangenberg. In einem gemeinsamen Projekt befassten sich die Kunstprofil-Klassen 11a, c und 10b mit den Gemälden und die Deutschklassen 11a und 11c mit der literarischen Epoche des Expressionismus. Zuvor hatten letztere in einem Workshop mit dem Comedian Elias Raatz und der Lyrikerin Tonia Krupinski einen lebendigen Zugang zu lyrischen Texten gefunden. Auch hatten sie in dem Workshop einiges über Körpersprache und Bühnenpräsenz gelernt, was ihnen zu einer überzeugenden Performance verhalf.
Zur Tradition des mehr als 200 Jahre alten Königsfelder Schulwerks gehört, immer neue Impulse aufzunehmen und das Lernen weiterzuentwickeln. So wurden während der pädagogischen Tage Chancen und Risiken von Künstlicher Intelligenz beleuchtet.
Natürlich durfte auch der Umgang mit tagesaktueller Politik nicht fehlen: In den Fastnachtsferien war ursprünglich eine sechstägige Begegnungsreise nach Jerusalem und zum Förderzentrum Sternberg bei Ramallah geplant, die aufgrund des Krieges nicht stattfinden konnte. Stattdessen traf sich eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern der Zinzendorfschulen Königsfeld, Herrnhut und Tossens im thüringischen Kloster Volkenroda, um sich zumindest aus der Ferne mit der Region auseinanderzusetzen.
Ein neuer Lernansatz wurde an den beruflichen Zinzendorfgymnasien umgesetzt: Pulsar nennt sich dieses Konzept, das weitgehend dem Vorgehen beim Deeper Learning entspricht und vernetztes Denken sowie eigenständiges Arbeiten fördert. Eine Woche lang erarbeiteten die Schülerinnen und Schüler fächerübergreifend GFS, die vier unterschiedlichen Themenkomplexen zugeordnet waren.
An den Fachschulen feierte die neue Veranstaltung „Sozial im Saal“ Premiere. Dabei präsentierten die großen Jugendhilfe-Einrichtungen der Region den Fachschülerinnen und -schülern ihre wertvolle Arbeit. Ziel der Veranstaltung war es, den angehenden Erzieher*innen und Jugend- und Heimerzieher*innen praxisnahe Einblicke zu geben und sie mit potenziellen Arbeitgebern zu vernetzen.
Der Sozialmanagement-Kurs vom Sozialwissenschaftlichen Gymnasium sammelte im Rahmen der 72-Stunden-Aktion des Bundes der katholischen Jugend Berge von Lebensmitteln für die Tafeln im Schwarzwald-Baar-Kreis und Futter für die Tierhilfe Hoffnung. Dafür hatten sie sich vor einem Aldi-Markt aufgestellt und Einkaufende gebeten, ein Teil mehr zu kaufen als geplant und diesen Artikel direkt zu spenden.
Auch im Internat haben sich die Schüler*innen in ihrer Freizeit nicht nur dem Vergnügen gewidmet: Beim Projekt „Toleranz: Was ist das?“ konnten sich interessierte Schülerinnen und Schüler über ihre Erfahrungen im Alltag austauschen und darüber sprechen, was für sie Toleranz bedeutet.
Das passte wunderbar zur Aktion der Brüdergemeine, die zu Demokratie, Weltoffenheit und Respekt aufrief. Selbstverständlich beteiligten sich auch die Zinzendorfschulen daran und hängten die entsprechenden Banner an die Fassaden von Internats- und Verwaltungsgebäuden. Ebenfalls zu mehr Toleranz und Verständnis trug ein interkultureller Workshop für die Pädagog*innen bei.
Die Sportlerinnen und Sportler konnten Erfolge in den Sparten Leichtathletik, Floorball, Golf, Schwimmen, Boulder und Basketball erzielen, die Kopfarbeiter bei Mathematik ohne Grenzen, dem Planspiel Börse, beim Tag der Mathematik und beim Vorlesen. Beim bundesweiten Wettbewerb „Umbruchszeiten“ der sich der Zeit zwischen Mauerfall und Wiedervereinigung widmete, sind zwei Schüler ihrem Projekt-Song „1990“ auf den 3. Platz gekommen.
In einer schulartübergreifenden Aktion befreiten Schülerinnen und Schüler die Wege in und um Königsfeld von Müll, und genauso eifrig wurde gefeiert: Im Sommer gab es ein Unterstufen-Sportfest und die SMV organisierte erstmals einen Winterball, bei dem rund 110 Schülerinnen und Schüler eine rauschende Ballnacht feierten.
Wie so oft im Leben liegen Freud und Leid dicht beieinander: Die Zinzendorfschulen mussten sich nach schwerer Krankheit von ihrem langjährigen Schulpfarrer Christoph Fischer verabschieden und konnten mit Elisabeth Kodweiß seine Nachfolgerin begrüßen.