Zum Abschied von Christoph Fischer. Ein Leben im Zeichen von Nachhaltigkeit, Interreligiosität und sozialem Engagement
04.09.2024
Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist mit uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.
Dietrich Bonhoeffer
Am gestrigen Dienstag ist unser Kollege und Freund, Seelsorger und Ansprechpartner für Schüler*innen und Mitarbeitende, Christoph Fischer gestorben.
Wo immer es um Themen wie Nachhaltigkeit, Interreligiosität und Gerechtigkeit ging, wo Spenden und Hilfe für Menschen im benachbarten Altersheim oder im fernen Uganda gebraucht wurden, war er dabei. Vor 21 Jahren nahm er seine Arbeit als Schulpfarrer an den Zinzendorfschulen auf, nachdem er sieben Jahre lang Jugendbeauftragter der Brüdergemeine in Niesky war. Er mochte die Arbeit mit den Jugendlichen und es war ihm wichtig, sie zu ermutigen und dabei zu unterstützen, ihren Weg zu finden.
Regelmäßig organisierte er spannende Vorträge und Diskussionen mit Menschen aus aller Welt, damit die Schüler*innen lernen, zumindest gedanklich ihre Komfortzone zu verlassen. Mehrfach war der Gründer eines Jugendprojektes in Uganda zu Besuch und berichtete von der Arbeit im Rainbow House of Hope, der aus Äthiopien geflüchtete Bestsellerautor Prinz Asfa-Wossen Asserate sprach vor Zinzendorfschülern über Afrika und die Ursachen von Flucht. Auch die ehemalige Leiterin des Förderzentrums Sternberg im Westjordanland berichtete mehrmals von der Situation vor Ort.
Neben der Vermittlung von Wissen über die Brüdergemeine und die Losungen war Interreligiosität für Christoph Fischer ein großes Thema, zu dem er immer wieder Workshops und Ausflüge, etwa in eine Moschee oder eine Synagoge, organisierte. Auch soziales Engagement, beispielsweise im Altenheim, förderte er, wo immer es möglich war. Er band die Schülerinnen und Schüler mit verschiedenen Aktionen in die Gemeinde ein, wie etwa bei der Einweihung des Zinzendorfplatzes oder des Brunnens. Auch sich selbst brachte er überall ein, wo sein Engagement gebraucht wurde, so mit seiner Posaune im Blasorchester.
Bruder Fischer brachte die Schülerinnen und Schüler, aber auch das Kollegium dazu, sich immer wieder für die Umwelt einzusetzen. Es wurden aufgrund seiner Initiative an den Zinzendorfschulen Korken für Kork, Plastikdeckel für Polio-Impfungen und Handys fürs Recycling gesammelt. Er gründete den Aktionskreis sChOOL for Future, in dem Schüler*innen, Lehrer*innen und Eltern gemeinsam Ideen für eine bessere Welt sammelten und sie wo immer möglich umsetzten.
Die älteren Schülerinnen und Schüler konfrontierte er mit ihrer eigenen Endlichkeit. Mal ging es um Demenz, mal kamen Mitarbeitende der Hospizbewegung, um über ihre Arbeit zu sprechen. Vor einigen Jahren holte er gemeinsam mit dem Hospizverein die Open-Air-Ausstellung „Before I die“ nach Königsfeld und schickte zehn Klassen los, um sich mit dem Tod auseinander zu setzen.
In den letzten Monaten musste er sich selbst mit diesem Thema befassen. Christoph Fischer war bewusst, dass er den Kampf gegen seine Krankheit nicht gewinnen konnte. Mit bewundernswerter Stärke sortierte er Blatt für Blatt, Regal für Regal in seinem Büro und nahm bis zum Schluss an schulischen Veranstaltungen teil. Es waren seine letzten Theater- und Konzertbesuche. Jetzt ist er seinem Krebsleiden erlegen.